Dienstag, 5. Juni 2012

Eindrücke aus Berlin

Auf so ziemlich jedem deutschen Vegan-Blog läuft es früher oder später darauf hinaus, deshalb nun auch hier: leckere Eindrücke meines ersten Berlinausflugs als Veganer.
Unterwegs war ich mit den netten Leuten meines kleinen aber feinen Stammtischs, mit denen ich etwa einmal im Monat gemeinsam in München essen gehe. Wir waren von Freitagabend bis Sonntag in Berlin, haben viele Gaumenfreuden entdeckt und natürlich trotzdem nur einen Bruchteil des veganen Angebots der Hauptstadt wahrnehmen können. Mehr wäre auch wirklich nicht mehr möglich gewesen, die langen Verdauungsfahrten mit der U-Bahn waren nötige Zwangspausen für die gefräßige Mann-/Frauschaft.

vego

Gleich der erste Laden, in den es uns verschlagen hat, war für uns alle ein Höhepunkt des Ausflugs: Fast-Food im vego. Sehr faire Preise, nettes Personal, die große Auswahl an Pizzen, Wraps, Salaten, Burgern und die selbstgemachten Pommes aus Bio-Kartoffeln "vom glücklichen Bauern aus dem Umland" (Zitat aus der Speisekarte) und vielleicht auch die lange vorangegangene Autofahrt haben dazu geführt, dass wir in den Tagen danach immer wieder vom vego schwärmen mussten.
Hawaii-Burger mit Ananas, "Speck" und "Käse", dazu die wunderbaren Fritten und ein gemischter Salat für zusammen etwa acht Euro.


Viasko

Am Samstag hatten wir eine Reservierung für den Brunch im Viasko. Reservieren ist hier durchaus angebracht, deshalb ein Dankeschön für den Tipp an unseren veganen Kontakt in Berlin.
Der Laden ist sehr gemütlich, die Wand ziert ein vor wenigen Tagen signiertes Portrait von Paul Watson, und auch die Seifen sind hier vegan. Das sei doch selbstverständlich, antwortet die freundliche Bedienung, als ich meine Freude ausdrücke.
Für absolut läppische zehn Euro bekommt man hier ein kreativ gestaltetes, umfangreiches veganes Buffet präsentiert, das nicht nach einer halben Stunde wie abgegrast wirkt, sondern vom Personal stets ordentlich gehalten und neu befüllt wird.
Blick ins Viasko, wenn man den Laden betritt
In den Wärmern, die es links nicht mehr aufs Bild geschafft haben, gab es Rührtofu und deftigen Braten
Nur das Tempeh, hier ganz in der Mitte, hat uns nicht sonderlich geschmeckt. Bei der Auswahl absolut zu verschmerzen
Pancakes mit Erdbeersauce und Schoko-Nuss-Brownies haben uns von den süßen Sachen besonders gefallen


La Mano Verde

Nach diesen zwei einwandfreien Erlebnissen wird es nun kontroverser.
Das La Mano Verde im Kempinski Plaza ist ein hochpreisiges pflanzliches Restaurant, in dem auch interessante roh-vegane Gerichte angeboten werden. Schon ein Pils im 0.5l-Glas kostet hier 5,80 Euro, beim Essen verliert der Geldbeutel dann weiter deutlich an Gewicht.
Nach vier kunstvoll aus rohem Gemüse geformten Ravioli (8,50 Euro) genoss ich als Hauptgang eine Pistacchio Lasagne (21,50 Euro), ebenfalls roh. Die Bedienung warnt bei der Bestellung von Rohkost stets ausführlich davor, dass diese Gerichte kalt an den Tisch kommen; scheinbar hat dieser Umstand in der Vergangenheit tatsächlich schon für Kundenbeschwerden gesorgt. Ein Gast hätte beispielsweise einmal darum gebeten, man möge ihm doch seine Rohkost noch ein paar Minuten im Ofen erwärmen. Um die Lasagne nicht auseinanderfallen zu lassen, war beim Essen viel Fingerspitzengefühl erforderlich. Dafür war sie geschmacklich tadellos: Zucchini in hauchfeinen Streifen unterteilen das Werk in seine verschiedenen Schichten, die Cashewcreme schmeckt in diesem Gemüsebau einerseits deftig und durch die kühle Temperatur lieblich zugleich.
Im Anschluss habe ich mir noch ein mächtiges Stück Schokoladenkuchen (8,50 Euro) geleistet - laut Karte "der schokoladigste Schokokuchen aller Schokokuchenzeiten". Er schmeckt wirklich gut.

Der Besitzer vertiefte sich gegen Ende des Abends in ein Gespräch mit uns, das ich als unerträglichen Monolog seinerseits empfand. Ungefragt wetterte der Herr über Björn Moschinski und generell über die weit verbreitete vegane Küche, in der meist einfach Fleisch durch Soja ersetzt würde, das er mit "eingeweichte Baumstämme" beschrieb. Ob der Herr selbst veganer sei? "Äh, fünf Tage in der Woche." Ah ja. Einerseits finde ich es sehr erfrischend, wenn ein veganes Restaurant ohne simples Austauschen unveganer Zutaten auskommt und man sich stattdessen Gedanken über kreativere Köstlichkeiten macht; andererseits machte der Patron einen so zwielichtigen Eindruck auf mich, dass ich im Nachhinein mit ungutem Gefühl daran zweifelte, ob die Flasche Wein (25,50 Euro) sicher vegan war. Und siehe da: eine kleine Recherche führt zu folgendem Hinweis: "Da nicht alle Weine vegan sind, bitte vor Ort nachfragen."
Wer seiner Familie in einem hübschen Ambiente vielfältige vegane Küche zeigen möchte, oder ein Rendezvous mit einer Rohköstlerin hat, sollte ruhig einmal vorbeischauen. Eine Freundin nannte dieses Restaurant auf jeden Fall auch ein Highlight unserer Tour. Ich werde aber wahrscheinlich nicht mehr kommen.


veganz


Am Sonntag gingen wir dann noch ins veganz zum Brunchen.
Hier wird für 12,90 Euro ein Buffet geboten, auf dem sich auch Essbares für Rohköstler findet. Für das Müsli gab es beispielsweise rohe Mandelmilch. Insofern ist dieser Brunch dem im Viasko vorzuziehen, wenn Roh-Fans mit dabei sind. In allen anderen Punkten schlägt der günstigere Brunch im Viasko das veganz aber um Längen - schon alleine aufgrund der sterilen Atmosphäre im veganz. Hier unterhält sich das Personal außerdem gemächlich in der angrenzenden Küche, während am Buffet weder Schüsseln noch Servietten zu finden sind. Auch die Speisen werden unregelmäßig bis garnicht aufgefüllt, so dass beim Anblick des Tisches der Eindruck eines Resteessens entsteht.
Zum Glück gab es Bagels und sehr leckeren Schokoaufstrich, und auch am Sonntag kann man im Anschluss noch einmal gemütlich durch den veganen Supermarkt nebenan schlendern.

Berlin war auf jeden Fall die Reise wert - und das, obwohl wir nur einen Teil der veganen Essenswürdigkeiten aufsuchen konnten. Hoffentlich gibt es ein nächstes Mal!

4 Kommentare:

  1. hach, wie beneide ich dich ^^
    da wohne ich mein leben lang schon in berlin und habe es noch nicht einmal dorthin geschafft... bin einfach in die "falsche ecke" gezogen.
    gut, im naechsten urlaub nehm ich das mal in angriff!
    vielen dank also fuer den wunderbar inspirierenden bericht! :o)

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  2. Super, im Viasko war ich auch schonmal, hatte dort den Gyrosteller. Das war wirklich suuuperlecker :)

    http://tierschutzblogger.blogspot.de/2011/10/vegan-schlemmen-in-berlin-mmmmh.html

    LG...

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    1. Ui, Deine Sachen sehen ja wirklich auch prima aus.
      Ins Kopps haben wir es leider nicht geschafft.. hoffentlich klappt das wann anders!

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  3. Hey :) zieh ned so über die Rohkost her :)

    (Scherzle)

    Liebe Grüße und vielen Dank fürs Teilhaben-lassen!
    die Claudi

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