Dienstag, 12. März 2013

Peinlich schlechter Artikel im SPIEGEL

Ich lese den SPIEGEL selbst regelmäßig, hauptsächlich wegen der guten Artikel zu Systempolitik, immer auch wegen der prima Stilblüten im Hohlspiegel. Aber der sehr meinungsbildende Stil stößt mir auch ab und zu sauer auf, in der Vergangenheit war das zum Beispiel bei Filmbesprechungen schon öfter so.
Diese Woche bekommen wir nun einen fürchterlichen Artikel über "Die Besser-Essis" präsentiert - "Die Besser-Esser" wurde schon zu oft verwendet, etwas gescheiteres fiel dem Autor dann aber wohl auch nicht ein.
In dem zweieinhalbseitigen Artikel, der mit den Worten "Keine Frage: Veganer können nerven." beginnt, wird versucht, ein Bild der aktuellen Stellung von vegan lebenden Menschen in Deutschland zu zeichnen. Dabei wird grob zwischen akzeptablen Exemplaren, die ihre Umwelt nicht terrorisieren, und solchen Nervensägen unterschieden, die Vegetarier als Massenmörder bezeichnen.
Die Art der Darstellung hat mich in dieser Zeitschrift besonders angewidert, da der SPIEGEL ein linksliberales Blatt ist, die Aussage dieses Artikels aber so zusammengefasst werden kann: Moral sollte niemanden zu sehr interessieren, ist bestenfalls als eigene Meinung einzustufen, sich für Tiere einzusetzen ist allenfalls durch den Verkauf von Kochbüchern angemessen, alles Weitere zu belächeln.
Zweimal ist sogar von "veganischen" Menschen die Rede, anschließend geht es dann noch um "Flexitarier" - ein ebenso furchtbarer, aber wenigstens existierender Begriff. Als Beispiel für diese "undogmatische" Ernährungsform wird ein übergewichtiger Stammgast des La Mano Verde herangezogen. Was ich von diesem Laden und vor allem dem ebenso undogmatischen ("vier Tage die Woche vegan") Betreiber halte, habe ich ja schon einmal berichtet.

Bei einer Diskussion über den Artikel bin ich auf einen sehr interessanten Blog gestoßen, den ich hier empfehlen möchte: frieschmitz BLOG. Dort wurde auch ein Link zum kompletten SPIEGEL-Artikel auf der Homepage des La Mano Verde gepostet.

Von dem erwähnten Antitierbenutzungshof gibt es außerdem bereits eine lesenswerte Stellungnahme, ein Muss für alle, die den Artikel gelesen haben.

Es ist doch ein Armutszeugnis, sich nur von Konsumaufrufen leiten zu lassen. Hier wird klar deutlich, wie nicht nur der Autor, sondern auch viele andere Menschen sich Veganismus öffnen bzw. verschließen möchten. Selbstverständlich gehören das Hervorheben der attraktiven Vorteile und der reichhaltigen veganen Küche zur Überzeugungsarbeit. Aber wer sich nur von Rufen wie "Kauft dieses Buch, besucht meinen Kochkurs, kauft mehr weißes Mandelmus!" beeindrucken lässt, auf moralische Ansprachen aber allergisch reagiert, beweist eins: dass er/sie das eigene Verhalten nur aufgrund des Versprechens nach einem schöneren, höheren Konsum ändern möchte, weil diese Form der Verhaltensänderung in unserem kapitalistischen System normal erscheint. Das ist jetzt vielleicht weit ausgeholt, aber im Endeffekt sollte doch jeder wissen: natürlich geht es bei Veganismus um Verzicht! Das Weglassen, Entsagen eben. Auch wenn die meisten Menschen bei der Umstellung viele neue Lebensmittel kennenlernen und sich anschließend reichhaltiger ernähren; die Essenz ist nicht der marinierte Tofu, sondern die weiteste Entfernung von einem abscheulichen System, das es nie hätte geben dürfen.
Nachdem ich die letzten Male über vegane Versanddienstleister und Kochbücher geschrieben habe, hoffe ich, dass das nun nicht als widersprüchlich aufgefasst wird.

Menschen, die "veganisch" sagen, die es merkwürdig finden, Tiere als "Individuen" zu bezeichnen, die es obszön finden, bei Leichenteilen von Leichenteilen zu sprechen, sollten wissen: Selbst die penetrantesten Veganer_innen behandeln Euch mit Eurem bequemen Egoismus noch viel zu sanft.
In Ergänzung an den Artikel kann ich berichten, dass die unbequeme Bewegung nicht vorhat, auszusterben. Auf Menschen, die sinnfrei quälen und töten lassen, wird auch in Zukunft vermehrt mit dem Zeigefinger gezeigt werden.

Als kleine Untermauerung hier eine Nachricht aus Süddeutschland vom Wochenende:
http://www.regensburg-digital.de/blockade-am-grosten-schlachthof-suddeutschlands/11032013/

13 Kommentare:

  1. Ganz meine Meinung, dem ist nichts hinzu zufügen!

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  2. Also der Spiegel ist mitnichten Linksliberal (das war er vor sehr langer Zeit vielleicht mal). Der Spiegel ist einfach nur noch zu einer Billig-Postille mit entsprechend schlechtem Personal geworden.

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    1. Ja, das wäre auch mein Kommentar gewesen. Der Spiegel ist 90% Fokus-artige "wir sind doch mitte"-konservative kacke, nur schwirren da irrer weise immer noch 2-3 tolle, linke, autoren rum.

      Ich lese (von zeitschriften & zeitungen) nur regelmäßig die GEO, weil mich alles andere sonst immer nervt und auch da: immer wenn es um so fragen wie tierrechte, frauenrechte usw geht, merke ich wie krass konservativ auch die sind.

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    2. Hat Sandra im Kommentar auf ihrem Blog auch nochmal kurz erwähnt.

      http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46275440.html

      >>Die gebräuchliche Abstempelung des SPIEGEL als "linksliberal" trifft ... nicht recht zu.<<

      Ich nehme den Gedanken auf und werde es dann so nicht mehr formulieren :)

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  3. "Aber wer sich nur von Rufen wie "Kauft dieses Buch, besucht meinen Kochkurs, kauft mehr weißes Mandelmus!" beeindrucken lässt, auf moralische Ansprachen aber allergisch reagiert, beweist eins: dass er/sie das eigene Verhalten nur aufgrund des Versprechens nach einem schöneren, höheren Konsum ändern möchte, weil diese Form der Verhaltensänderung in unserem kapitalistischen System normal erscheint. "

    bei dem satz musst ich grad ziemlich grinsen ^^

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  4. So eine Scheiße hab ich ja seit meinem Schulbuch nicht mehr gelesen ^^ (also seit 2 Wochen). Aber stimmt schon, sobald man heute sagt, dass man Veganer ist, wird man erstmal für einen Terroristen gehalten und muss sich rechtfertigen, dass man ja nicht den MORALISCHEN Zeigefinger hochhebt... Ich kanns nicht mehr hören. Mir geht dieses versöhnliche Geschwätz der Vorzeigeveganer auch auf den Keks, wobei ich aufgrund meines Berufes im Moment auch noch ziemlich inne halten muss, was die offene Formulierung meiner Gedanken angeht. Klar renn ich nicht rum und schrei dauernd "Fleisch ist Mord" aber dieses "Ach, ich bereite Hackfleisch zu, trag noch Leder und ab und zu ein Ei ist auch ok" usw. find ich einfach nicht tragbar. Der Artikel stellt den veganen Gedanken so grundlegend falsch dar. So, als wäre es ein Trend, als wären die Tiere eigentlich WURST (Vorsicht, Wortwitz -.-). Dabei sollten doch gerade die Tiere der oberste Beweggrund FÜR den Veganismus sein. Aber klar, welcher Fisch ist schon ein "Individuum". Er sagt ja nichts. Traurig, dass noch immer solche Stimmung gemacht wird. Traurig auch, dass der ATBH schon wieder verunglimpft wurde, wo ich mich letztes Jahr erst über den Pro7 Beitrag ausgekotzt habe.
    Lasst uns die Welt verändern, indem wir Hildmann und anderen Egomanen weiter Geld in den Rachen werfen, indem wir ihre Kochbücher kaufen und uns geil dabei fühlen, wenn wir eine Tofu-Bolognese kochen und unser Gewissen damit beruhigen. Man muss ja sonst nichts tun. Die Tiere schaffen das alleine auch irgendwie.

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  5. bin gerade zufällig auf dieses blog gestoßen und lache mich gerade kaputt! beste satire! weiter so!
    leichenteile, menschen, die sinnfrei töten und quälen lassen... ein knüller!
    leider gehe ich davon aus, dass das ernsthaft deiner meinung entspricht. ist dies der fall bist du zu bemitleiden. wenn man nicht durch eigene stärken herausstechen kann, muss das wahrscheinlich in möchtegern-rebellismus kompensiert werden. genau solche veganer wie du prägen doch das bild dieses nervenden veganers.
    bitte poste nur einen einzigen link, der wissenschaftlich bestätigt, dass vegane ernährung nicht schädlich ist! du findest keinen? wundert mich nicht!
    natürlich wirst du jetzt argumentieren, dass du lieber ungesund lebst als tiere "auszubeuten" (lmfao), was wahnwitzig ist, denn nur ein idiot stellt tiere auf eine ebene mit dem menschen.
    aber weiter so! promote den blog doch bitte, so dass auch mehr tiermörder wie ich über dich lachen können.
    hahahahahahahaha

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    1. Ohje.. ein Muttermilchsäugling und Kotzefresser, der es nicht schafft, sich selbst durchzuklicken.
      Wer dumm fragt verdient auch eine dumme Antwort:

      http://www.care2.com/causes/fda-veganism-gives-humans-superpowers.html

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    2. wie ich es mir gedacht habe. es kommt nichts, weil es nichts gibt. aber einbildung ist auch eine bildung, in dem sinne: sie wird dich schon nicht umbringen, deine körnerfresserei.

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  6. Hat da jemand die China-Study ignoriert? ^^

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  7. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/s-p-o-n-helden-der-gegenwart-verehrte-veganer-a-887767.html
    Der Spiegel gibt sich weiterhin Mühe sachlich und objektiv zu bleiben.

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  8. Als Diplom-Biologe, der sich mit dem Thema Veganismus auf professioneller wissenschaftlicher Ebene beschäftigt hat verstehe ich es nach wie nicht, warum es erwachsene Menschen auf der Welt gibt, die sich vegan und damit ungesund und unnatürlich ernähren. Jeder ernstzunehmende Ernährungsexperte wird bestätigen können, dass man nur dann vegan gesund bleiben kann, wenn man entweder künstlich angereicherte Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt. Pure vegane Ernährung ist daher definitiv ungesund. Und unnatürlich obendrein, da der Mensch nachweislich Omnivore ist, was man leicht anhand seines Gebisses und Verdauungssystems nachvollziehen kann.

    Im Übrigen ist der von der ganz überwiegenden Anzahl von Veganern so hochgelobte Film "Earthlings" nicht nur in höchstem Grade unseriös, da er ansttatt Fakten zu präsentieren einfach nur auf Bildzeitungsniveau arbeitet, indem er auf die tränendrüse drückt. Das Schlimmste an diesem Film ist aber zweifellos die Holocaustrelativierung, indem die Massentierhaltung mit dem Holocaust gleichgestellt wird und somit die Opfer des Holocaust verhöhnt werden.

    Diese undifferenzierte Sichtweise ist meiner persönlichen Erfahrung nach nicht untypisch für Veganer. Sie übersehen bei ihrer Schilderung der ach so grausmaen Massentierhaltung geflissentlich (oder gar vorsätzlich?), dass Tiere in freier Wildbahn tagtäglich um ihr Überleben kämpfen müssen, da sie - im Gegensatz zu Zuchttieren - tödliche Kämpfe um Nahrung, potenzielle Fortpflanzungspartner und Reviere führen müssen und darüber hinaus den Unbillen des Wetters stärker ausgesetzt sind als Zuchhttiere. Hinzu kommt, dass frei lebende Tiere von der Evolution im Sinne des "Survivial of the Fittest" gnadenlos ausgezählt werden, sobald sie im Kampf um's Dasein nicht mehr fit sind.

    Natürlich ist die Massentierhaltung auch nicht das reinste Paradies. Ich wehre mich nur dagegen, die Massentierhaltung pauschal als das größere Übel anzusehen. Sie ist mir Sicherhheit verbesserungswürdig, aber nicht ganz aus der Welt zu schaffen, da viele Millionen von Menschen auf der Welt sich zurecht mit gesundem und natürlichem Essen versorgen möchten, und dazu zählt Fleisch schon seit vielen tausenden von Jahren.

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