In Deutschland geht man derzeit durchschnittlich 1,6 mal jährlich ins Kino.
Mir wäre das viel zu selten, und da ich häufiger im Kino sitze, gebe ich auch hin und wieder meinen veganen Senf zu Filmen ab oder informiere über Zutaten von Nachos und Popcorn.
Heute habe ich mir "Bavaria - Traumreise durch Bayern" angesehen.
Der Film bietet einige gelungene Aufnahmen schöner Orte in Bayern, vor allem die Tagesaufnahmen aus der Luft sind sehenswert. Aufnahmen aus dem Inneren von Schloss Neuschwanstein sind aufgrund der unprofessionellen Belichtung allerdings viel zu dunkel geworden und weisen deshalb ein starkes körniges Rauschen auf.
Klatscht man sich bei jeder unsinnigen Darstellung von Religion und Tieren an die Stirn, dehnt sich dieses Rauschen über den gesamten Film aus.
Nicht ohne Stolz wird im Film zum Beispiel von der "Bratwurstkultur" verschiedener Regionen berichtet, und obwohl tolle Aufnahmen traditioneller Volkstänze im Kommentar treffend mit den Paarungsritualen von Hühnern verglichen werden, heißt es schon wenig später:
"Wussten sie übrigens, dass ein Drittel aller deutschen Rindviecher in Bayern leben? So dumm scheinen die also garnicht zu sein - sie wissen halt, wo's schön ist."
Dadurch, dass dieser Spruch schon als Scherz konzipiert ist, wirkt er auf mich besonderns hämisch, da wohl auch dem Autor klar war: Die meisten dieser 1,24 Millionen Tiere haben nicht wirklich ein idyllisches Leben und würden sich dieses auch niemals aussuchen.
Natürlich gehören die Religion und ihre Kirchen zum Gesamtbild von Bayern; Aufnahmen von Betenden, Pilgernden und Altaren gab es für meinen Geschmack aber etwas zu oft.
Gegen Ende des Films fahren Männer in Lederhosen und Frauen in Fuchspelzen mit Kutschen auf einen Berg, um ihre Pferde zu segnen - na dann halleluja.
Als Münchner und gebürtiger Bayer distanziere ich mich von diesem Bild eines Bundeslandes, in dem der Schwachsinn weiterhin als Tradition installiert bleiben soll.
Wer derzeit an einem regnerischen Abend ins Kino gehen möchte, dem empfehle ich statt dieser Dokumentation den Film "Der Lorax".
Dem netten und schrägen Animationsfilm liegt ein schnulziger aber schöner Ökoappell zugrunde, vor allem der Soundtrack ist für so eine Standardproduktion sehr gut gelungen. Das Fantasietier Lorax ist außerdem sogar in der deutschen Synchronfassung von Danny DeVito selbst vertont, was absolut sympatisch klingt. Das schwierigste Wort für ihn war übrigens "ich".
Montag, 30. Juli 2012
Sonntag, 22. Juli 2012
Viqoy - "Fleisch ist nur eine Beilage"
Am Bahnhof München-Pasing in den Hofgärten gibt es ein neues
Restaurant namens Viqoy.
Wir haben den Laden gleich an einem der ersten Tage unter die Lupe
genommen und waren nun noch einmal zur Presseveranstaltung
eingeladen. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, einen
gemeinsamen Artikel über unser neues Lieblingsrestaurant in Pasing
zu schreiben.Wir, das heißt: Sunny von www.veganchicks.de und Ruben von derlernendeveganer.blogspot.com.
Das Viqoy ist ein modern gestaltetes Restaurant, das es sich vor allem zur Aufgabe gemacht, gesunde Gerichte in kurzer Zeit zuzubereiten, Inhalts- und Nährstoffe so exakt wie möglich für die Gäste einsehbar zu machen und dafür Preise zu verlangen, die sich jeder leisten kann. "VIQOY" steht dabei für "VItal Quality food to enjOY".
Was das Restraurant für uns und unsere Blogs so interessant macht ist, dass die Hälfte der sechs Hauptgerichte hier vegan ist und diese durch ein Blümchen auf der Karte auch eindeutig so gekennzeichnet werden. Wobei von den anderen Hauptgerichten zwei "nur" aufgrund von Honig unvegan sind, lediglich eines enthält Frischkäse.
Wo bleibt da das Fleisch?
Ohne, dass wir uns anfänglich als Pflanzenesser outen, erklärt man uns stolz: "Gemüse ist bei uns der Star. Fleisch ist nur eine optionale Beilage." Und selbst bei den Beilagen finden wir ein veganes Spießchen mit geräuchertem Tofu (2,60 Euro) und sind uns einig: es ist der wohlschmeckendste Tofu, den wir seit langer Zeit gegessen haben. Bevor der Räuchertofu auf der Grillplatte landet - natürlich separat vom Fleisch - wird er im Viqoy noch raffiniert gewürzt. In Kombination mit z.B. einem "Sonnenschein-VIQOY" (Zucchini, Tomate, Olive) für 7,90 Euro, für Veganer je nach Wahl mit Baby-Salzkartoffeln, Couscous in Tomatenfond oder Reis in Kräuterfond, macht das schon sehr satt und zufrieden.
Da wir schon alle veganen "Viqoys" testen konnten, freuen wir uns sagen zu können, dass sie uns alle geschmeckt haben, genau wie die gut angemachten Salate. Nur bei der veganen Suppe gingen die Meinungen auseinander.
Dessert gibt es bislang leider noch keines für Veganer. Wer zum Schluss noch etwas süßes möchte, kann aber einfach auf die Frühstücksfrüchte zurückgreifen, denn: Frühstück gibt es im Viqoy den ganzen Tag.
Apropos Frühstück: Wir haben es zwar noch nicht probiert, da das Frühstück erst ab kommender Woche regulär angeboten wird; die Karte kennen wir aber schon, und sie ist ebenso veganfreundlich gestaltet wie die normale Speisekarte: Müsli (3,20 Euro), Cornflakes (2,80 Euro), frische Früchte nach Saison, alles mit Sojamilch erhältlich. Wer es eilig hat, kann die Speisen auch für ein geringes Pfand in niedlichen Gläschen mitnehmen, und natürlich gibt es ein Bonusprogramm, mit dem Stammkunden hin und wieder an einen gratis Espresso kommen.
Vor dem Bezahlen steht im Restaurant noch ein Info-Terminal für alle Gäste zur Verfügung, die genau auf ihre Ernährung achten. Mittels Chip-Karte erfährt der Gast hier nicht nur die Kalorienzahl seiner konsumierten Gerichte und Getränke, sondern zum Beispiel auch Salz- und Eiweißgehalt. Wer sich an Werte aus einem Ernährungsplan halten möchte, kann also nach dem Frühstück zum Beispiel den ersten Eiweißverbrauch des Tages begutachten und die weitere Ernährung an diesem Tag dementsprechend anpassen.
Auf jeden Fall müssen wir noch einmal unterstreichen, wie willkommen wir uns als Veganer im Viqoy gefühlt haben. Wir haben fast alle erdenklichen Veganfragen gestellt, dabei auch herausbekommen, dass zum Beispiel die hausgemachten Eistees derzeit noch mit Honig gesüßt werden, und sind dabei auf erstaunlich viel Offenheit und Interesse gestoßen. Man überlegt sich, demnächst einen weiteren Eistee anzubieten, der mit Agavendicksaft gesüßt werden könnte, und auch was die Brote im Viqoy angeht, die derzeit noch nicht als vegan gekennzeichnet sind, wurden wir sogar noch einmal freundlich im Rat gebeten - in den kommenden Speisekarten müsste dann auch veganes Brot zu finden sein.
So stellen wir uns den Weg zur modernen Gastronomie vor, die auch Menschen mit Fast-Food-Gewohnheiten anspricht, gemäß dem Motto: "Fast Good statt Fast Food".
Wir wünschen dem Team für den ersten Laden in München-Pasing alles Gute und hoffen, dass wir uns demnächst auch in einem weiteren Laden in der Münchner Innenstadt zwischendurch vegan bekochen lassen dürfen.
Sunnys Lieblings-Viqoy ist übrigens das “Garten-Viqoy” mit Gurke, Radieschen, Fenchel und Kräutern für 7,90 Euro, dazu der leckere bunte Kräuter-Blattsalat mit Radieschen für 3,60 Euro.
Ruben hat das Sonnenschein-Viqoy mit Zucchini und Couscous besonders gefallen. Egal, für welche Version man sich entscheidet: Das zusätzliche Spießchen Tofu muss man auf jeden Fall probieren!
Ihr findet das Viqoy übrigens auch auf Facebook http://www.facebook.com/VIQOY , auf Foursquare und auf der eigenen Website http://www.viqoy.de/
Adresse:
Pasinger Hofgärten
Kaflerstraße 2
81241 München
Öffnungszeiten:
Mo-Sa: 08:00 – 23:00 Uhr
So & Feiertag: 09:00 – 22:00 Uhr
Samstag, 14. Juli 2012
Ein halbes Jahr vegan
Nun bin ich schon seit deutlich über einem halben Jahr vegan. Das ist mir daran aufgefallen, dass sogar dieser Blog in wenigen Tagen sechs Monate alt wird.
Ende vergangenes Jahr habe ich damit angefangen, mich zu Hause vegan zu ernähren, deshalb Anfang Dezember schon einen schokoladigen Adventskalender von meiner Mutter nicht angenommen und Weihnachten dann auch außer Haus komplett vegan begangen.
Da es ja häufig Versuche in Zeitschriften, auf Blogs und so weiter gibt, in denen sich Personen eine Woche, einen Monat oder eine x-beliebige Zeit vegan zu ernähren versuchen, möchte ich die zurückliegende Zeit und die Veränderungen, die sie mit sich gebracht hat, wie nach einem Versuch beschreiben:
Einen Schlussstrich unter den Konsum von Tierprodukten zu ziehen, war für mich kein Vorgang, der von einem Tag auf den anderen stattgefunden hat. Ich habe wie gesagt daheim angefangen, das Ganze auf unterwegs ausgeweitet, und zu Beginn gab es sehr viele Themen, von denen ich sehr wenig Ahnung hatte. Der Übergang zur neuen Ernährung wurde zu einem wichtigen Wendepunkt in meinem Leben, der ein Leben davor und ein Leben danach geschaffen hat. Veganer werden das kennen, Vegetarier auch, und für alle Übrigen lässt es sich vielleicht mit der Anschaffung von neuer Technik vergleichen. Dass ich mich ausführlich mit Tierrechten auseinandergesetzt habe, hat meinen Horizont erweitert wie eine hochauflösende Blu-ray mit viel Speicherplatz, verglichen mit einer alten Videokassette. Die Ausflüchte und das Wegsehen der Unveganer kommen mir nun ähnlich vor wie die langwierigen Diskussionen, die in Deutschland vor der Einführung von Breitbild und HDTV nötig waren, und ich habe das Gefühl, eine neue Technik erworben zu haben, von der niemand eine Ahnung hat. Damals war mir allerdings immer klar, dass der Fortschritt sich durchsetzen würde, auch wenn es zu lange dauerte. Bezüglich Veganismus habe ich diese Sicherheit oft nicht, und ich habe dann ein richtiges Gefühl von Ungeduld, wenn ich all die unsinnige Tierquälerei und Umweltvernichtung um mich herum sehe. Man braucht nichtmal einen neuen Receiver oder sonstigen Schnickschnack, wann also kommt der Fortschritt auch bei meinem Nachbarn an! Aber die Arbeit mit Menschen ist eben langwierig, und Lichtblicke gibt es dann doch ab und zu.
Das Umdenken hat viele Bereiche meines Lebens beeinflusst, mit denen ich anfangs nie gerechnet hätte. Eine befreundete Veganerin hat das letztens mit einem Lachen so ausgedrückt: "Hätte ich am ersten Tag gewusst, was das bei mir für Ausmaße annimmt, ich hätte es nicht gemacht." Das klingt erstmal abschreckend und nicht wie etwas, das ein Veganer in seinen Blog schreibt; aber ich weiß was sie meinte, und vor allem, dass das natürlich nicht so gemeint war, wie es sich liest. Dass ich in meiner WG einmal separate Seife, Spülmittel und Essig haben würde, überstieg vor einem halben Jahr auch noch meine Vorstellungen, als ich mich noch über Süßmolkenpulver in Kartoffelchips wundern konnte. Und trotzdem geht es mir damit natürlich nicht schlechter als vorher.
Obwohl es noch nervt, Produktionsprozesse von Essigherstellern zu googeln, hat ein möglichst gewaltfreies Leben durchweg positive Einflüsse auf mein Wohl gehabt:
Ich werde nie wieder eine Zigarette rauchen, da ich nun weiß, dass so gut wie alle Tabakhersteller brutale Tierversuche durchführen und in Zigarettenfiltern Hämoglobin aus Schweineblut eingesetzt wird. Ich habe zwar auch vorher nur ab und zu auf einer Feier mal eine Zigarette geraucht, aber damit ist nun für immer Schluss. Das traurige an Zigaretten, klarem Apfelsaft etc. ist, dass diese Produkte ja nicht einmal vegetarisch sind, und ich neben Käse mit tierischem Lab als Vegetarier noch einige Produkte mehr konsumiert habe, mit denen ich eigentlich nicht hätte einverstanden sein können. Mich würde interessieren, ob es überhaupt urbane Vegetarier gibt, die sich ordentlich vegetarisch ernähren, also bei jedem Käse (ohje, doppeldeutig) und jeder Apfelschorle investigativ werden.
Außerdem habe ich tatsächlich neue Pflanzen wie Lupine oder Quinoa kennen und lieben gelernt, von denen ich als Vegetarier noch nie gehört hatte. Überhaupt habe ich als Vegetarier sehr viel mehr Kuhmilch, Käse und dergleichen zu mir genommen, als für mich gut gewesen wäre. Aufgefallen ist mir das erst daran, dass ich mir jetzt die vegetarische Ernährungspyramide angesehen habe. Ganz oben an der schmalsten Stelle Käse und Milch? Bei mir sah das zum Beispiel so aus: Morgens Müsli mit Kuhmilch, vielleicht noch einen Joghurt, unterwegs ein Sandwich mit Käse, abends Nudeln mit käsehaltigem Fertigpesto, am besten noch Parmesan drüber. Sogar die Ernährungspyramide für allesessende Menschen sieht so aus, dass sie sich bei ordentlicher Ernährung für vegane Gerichte in ihrem Lieblingsrestaurant stark machen müssten.
Das Schöne ist: Die neu entdeckte Nahrung bereite ich auch noch zunehmend selbst ordentlich zu. Ich bin zwar weit vom Meisterkoch entfernt, habe in den vergangenen Wochen aber schon unter anderem von meiner Mitbewohnerin gesagt bekommen: "Du wirst hier noch voll zum Koch." Immerhin pflücke ich mir im urbanen Garten frischen Salbei und mache mir mit Gnocchi aus dem Bioladen, Alsan-bio, etwas Olivenöl und "No-Muh rezent" leckere Salbeignocchi. Dinkelbratlinge mit Tomaten-Knoblauch-Sauce, Rührtofuvariationen und mittlerweile auch Smoothies (inspiriert vom Birne-Gurke-Mangold-Smoothie aus dem Yam) sind zwar allesamt keine Zaubereien, aber ich verbringe mehr Zeit in der Küche als früher.
Was die Finanzen angeht, sage ich ganz ehrlich, dass ich mittlerweile mehr Geld für Nahrungsmittel ausgebe. Allerdings lässt sich das nicht einfach darauf zurückführen, dass ich jetzt keine Tierprodukte mehr kaufe. Ich habe vielmehr eine neue Lust am Essen entdeckt und bin bereit, mehr Geld für spannende, frische Zutaten auszugeben. Die Frage, ob vegan sein denn nicht teuer sei, finde ich deshalb schwierig zu beantworten: Einerseits kosten Alternativen zu Fleisch, Käse und Kuhmilch teilweise mehr, als ihre Pendants aus Tierquälerei; viele dieser Alternativen sind allerdings vor allem für den Übergang hilfreich, die vegane Weißwurst muss sich auf Dauer niemand täglich leisten. Ich greife nun außerdem auch deshalb häufig zu Produkten von Rapunzel und Zwergenwiese, weil diese Hersteller ihre Produkte eben einwandfrei kennzeichnen und gute Kommunikation mit dem Kunden betreiben. Wer den Nerv für mehr Recherche hat, kann sicher auch nichtbiologischen veganen Senf von einem herkömmlichen Hersteller finden.
In einem Punkt muss meiner Meinung nach aber sogar schon jeder Zweifler umsteigen, der seinen Unveganismus noch mit dem Geldbeutel begründet: Butter. Ein halbes Pfund Alsan-bio kostet bei AlnaturA läppische 99 Cent. Kuhbutter in Bioqualität kostet mindestens um die Hälfte mehr, und selbst für übelste Butter muss man bei Lidl im Angebot noch über einen Euro pro Packung bezahlen. Wer da noch zum Tierfett greift, ist wirklich selbst schuld.
Beim Nachdenken über die "Zeit davor" sind mir außerdem erschreckend viele Situationen eingefallen, zu denen es mir extrem schlecht ging, und zumindest teilweise sind diese sehr eindeutig auf Tierprodukte zurückzuführen: Vor zehn Jahren hatte ich im Sommer nach Salat mit Joghurtdressing bei einem All-You-Can-Eat-Buffet Salmonellen. Ich durfte viele Wochen lang nur leicht gesalzenen Reis, Bananen und schwarzen Tee zu mir nehmen. Nicht einmal klares Wasser war möglich, und natürlich gab es ordentlich Antibiotika. In diesen schrecklichen Wochen habe ich über zehn Kilogramm an Gewicht verloren, und ich würde gern in der Zeit zurückreisen und mich bei meinem ersten Supermarktbesuch nach der Krankheit selbst watschen, "endlich" wieder Cookies, Pringles und Pizza in den Händen. Ich kann mich außerdem daran erinnern, phasenweise stechende Schmerzen in der Herzgegend verspürt zu haben, während denen ich mich schlecht bewegen konnte: wahrscheinlich verursacht durch Gefäßverstopfungen mit Tierfetten.
Natürlich ist es keine wissenschaftliche Studie, wenn ich sage: Seit meiner veganen Ernährung hatte ich keine Erkältung mehr. Trotzdem ist es so, und deshalb lasse ich es mir nicht nehmen, diese geradezu stereotype Veganeraussage hier mit einzuschließen - auf die Gefahr hin, dass ich es damit verschreie und nächste Woche mit roter Nase im Bett liege.
Ich habe viele tolle und nette neue Leute allen Alters kennengelernt, und meine Startseite bei Facebook hat nun einen deutlich höheren Tierbilderanteil als früher, wobei sich süße, idyllische Fotos und Bilder von Tiermord und -quälerei etwa die Waage halten. Ja, auch das muss man heutzutage glaube ich beschreiben, wenn es um Veränderungen im eigenen Leben geht.
Durch meine manchmal "radikale" (radix = Wurzel (lat.)) Art bin ich auch schon mit einigen Freunden und Verwandten heftig angeeckt, und das kann zwischenmenschliche Beziehungen leider tatsächlich belasten.
Das schwerste an der veganen Ernährung ist eben weder die Finanzierung, noch der Eiweißhaushalt, noch Restaurantbesuche (ich gehe jetzt öfter essen als früher). Die nennenswerte Schwierigkeit an einem tierleidfreien Lebensstil ist, dass man sich täglich dafür rechtfertigen muss.
Das ist es wert.
Ende vergangenes Jahr habe ich damit angefangen, mich zu Hause vegan zu ernähren, deshalb Anfang Dezember schon einen schokoladigen Adventskalender von meiner Mutter nicht angenommen und Weihnachten dann auch außer Haus komplett vegan begangen.
Da es ja häufig Versuche in Zeitschriften, auf Blogs und so weiter gibt, in denen sich Personen eine Woche, einen Monat oder eine x-beliebige Zeit vegan zu ernähren versuchen, möchte ich die zurückliegende Zeit und die Veränderungen, die sie mit sich gebracht hat, wie nach einem Versuch beschreiben:
Einen Schlussstrich unter den Konsum von Tierprodukten zu ziehen, war für mich kein Vorgang, der von einem Tag auf den anderen stattgefunden hat. Ich habe wie gesagt daheim angefangen, das Ganze auf unterwegs ausgeweitet, und zu Beginn gab es sehr viele Themen, von denen ich sehr wenig Ahnung hatte. Der Übergang zur neuen Ernährung wurde zu einem wichtigen Wendepunkt in meinem Leben, der ein Leben davor und ein Leben danach geschaffen hat. Veganer werden das kennen, Vegetarier auch, und für alle Übrigen lässt es sich vielleicht mit der Anschaffung von neuer Technik vergleichen. Dass ich mich ausführlich mit Tierrechten auseinandergesetzt habe, hat meinen Horizont erweitert wie eine hochauflösende Blu-ray mit viel Speicherplatz, verglichen mit einer alten Videokassette. Die Ausflüchte und das Wegsehen der Unveganer kommen mir nun ähnlich vor wie die langwierigen Diskussionen, die in Deutschland vor der Einführung von Breitbild und HDTV nötig waren, und ich habe das Gefühl, eine neue Technik erworben zu haben, von der niemand eine Ahnung hat. Damals war mir allerdings immer klar, dass der Fortschritt sich durchsetzen würde, auch wenn es zu lange dauerte. Bezüglich Veganismus habe ich diese Sicherheit oft nicht, und ich habe dann ein richtiges Gefühl von Ungeduld, wenn ich all die unsinnige Tierquälerei und Umweltvernichtung um mich herum sehe. Man braucht nichtmal einen neuen Receiver oder sonstigen Schnickschnack, wann also kommt der Fortschritt auch bei meinem Nachbarn an! Aber die Arbeit mit Menschen ist eben langwierig, und Lichtblicke gibt es dann doch ab und zu.
Das Umdenken hat viele Bereiche meines Lebens beeinflusst, mit denen ich anfangs nie gerechnet hätte. Eine befreundete Veganerin hat das letztens mit einem Lachen so ausgedrückt: "Hätte ich am ersten Tag gewusst, was das bei mir für Ausmaße annimmt, ich hätte es nicht gemacht." Das klingt erstmal abschreckend und nicht wie etwas, das ein Veganer in seinen Blog schreibt; aber ich weiß was sie meinte, und vor allem, dass das natürlich nicht so gemeint war, wie es sich liest. Dass ich in meiner WG einmal separate Seife, Spülmittel und Essig haben würde, überstieg vor einem halben Jahr auch noch meine Vorstellungen, als ich mich noch über Süßmolkenpulver in Kartoffelchips wundern konnte. Und trotzdem geht es mir damit natürlich nicht schlechter als vorher.
Obwohl es noch nervt, Produktionsprozesse von Essigherstellern zu googeln, hat ein möglichst gewaltfreies Leben durchweg positive Einflüsse auf mein Wohl gehabt:
Ich werde nie wieder eine Zigarette rauchen, da ich nun weiß, dass so gut wie alle Tabakhersteller brutale Tierversuche durchführen und in Zigarettenfiltern Hämoglobin aus Schweineblut eingesetzt wird. Ich habe zwar auch vorher nur ab und zu auf einer Feier mal eine Zigarette geraucht, aber damit ist nun für immer Schluss. Das traurige an Zigaretten, klarem Apfelsaft etc. ist, dass diese Produkte ja nicht einmal vegetarisch sind, und ich neben Käse mit tierischem Lab als Vegetarier noch einige Produkte mehr konsumiert habe, mit denen ich eigentlich nicht hätte einverstanden sein können. Mich würde interessieren, ob es überhaupt urbane Vegetarier gibt, die sich ordentlich vegetarisch ernähren, also bei jedem Käse (ohje, doppeldeutig) und jeder Apfelschorle investigativ werden.
Außerdem habe ich tatsächlich neue Pflanzen wie Lupine oder Quinoa kennen und lieben gelernt, von denen ich als Vegetarier noch nie gehört hatte. Überhaupt habe ich als Vegetarier sehr viel mehr Kuhmilch, Käse und dergleichen zu mir genommen, als für mich gut gewesen wäre. Aufgefallen ist mir das erst daran, dass ich mir jetzt die vegetarische Ernährungspyramide angesehen habe. Ganz oben an der schmalsten Stelle Käse und Milch? Bei mir sah das zum Beispiel so aus: Morgens Müsli mit Kuhmilch, vielleicht noch einen Joghurt, unterwegs ein Sandwich mit Käse, abends Nudeln mit käsehaltigem Fertigpesto, am besten noch Parmesan drüber. Sogar die Ernährungspyramide für allesessende Menschen sieht so aus, dass sie sich bei ordentlicher Ernährung für vegane Gerichte in ihrem Lieblingsrestaurant stark machen müssten.
Das Schöne ist: Die neu entdeckte Nahrung bereite ich auch noch zunehmend selbst ordentlich zu. Ich bin zwar weit vom Meisterkoch entfernt, habe in den vergangenen Wochen aber schon unter anderem von meiner Mitbewohnerin gesagt bekommen: "Du wirst hier noch voll zum Koch." Immerhin pflücke ich mir im urbanen Garten frischen Salbei und mache mir mit Gnocchi aus dem Bioladen, Alsan-bio, etwas Olivenöl und "No-Muh rezent" leckere Salbeignocchi. Dinkelbratlinge mit Tomaten-Knoblauch-Sauce, Rührtofuvariationen und mittlerweile auch Smoothies (inspiriert vom Birne-Gurke-Mangold-Smoothie aus dem Yam) sind zwar allesamt keine Zaubereien, aber ich verbringe mehr Zeit in der Küche als früher.
Was die Finanzen angeht, sage ich ganz ehrlich, dass ich mittlerweile mehr Geld für Nahrungsmittel ausgebe. Allerdings lässt sich das nicht einfach darauf zurückführen, dass ich jetzt keine Tierprodukte mehr kaufe. Ich habe vielmehr eine neue Lust am Essen entdeckt und bin bereit, mehr Geld für spannende, frische Zutaten auszugeben. Die Frage, ob vegan sein denn nicht teuer sei, finde ich deshalb schwierig zu beantworten: Einerseits kosten Alternativen zu Fleisch, Käse und Kuhmilch teilweise mehr, als ihre Pendants aus Tierquälerei; viele dieser Alternativen sind allerdings vor allem für den Übergang hilfreich, die vegane Weißwurst muss sich auf Dauer niemand täglich leisten. Ich greife nun außerdem auch deshalb häufig zu Produkten von Rapunzel und Zwergenwiese, weil diese Hersteller ihre Produkte eben einwandfrei kennzeichnen und gute Kommunikation mit dem Kunden betreiben. Wer den Nerv für mehr Recherche hat, kann sicher auch nichtbiologischen veganen Senf von einem herkömmlichen Hersteller finden.
In einem Punkt muss meiner Meinung nach aber sogar schon jeder Zweifler umsteigen, der seinen Unveganismus noch mit dem Geldbeutel begründet: Butter. Ein halbes Pfund Alsan-bio kostet bei AlnaturA läppische 99 Cent. Kuhbutter in Bioqualität kostet mindestens um die Hälfte mehr, und selbst für übelste Butter muss man bei Lidl im Angebot noch über einen Euro pro Packung bezahlen. Wer da noch zum Tierfett greift, ist wirklich selbst schuld.
Beim Nachdenken über die "Zeit davor" sind mir außerdem erschreckend viele Situationen eingefallen, zu denen es mir extrem schlecht ging, und zumindest teilweise sind diese sehr eindeutig auf Tierprodukte zurückzuführen: Vor zehn Jahren hatte ich im Sommer nach Salat mit Joghurtdressing bei einem All-You-Can-Eat-Buffet Salmonellen. Ich durfte viele Wochen lang nur leicht gesalzenen Reis, Bananen und schwarzen Tee zu mir nehmen. Nicht einmal klares Wasser war möglich, und natürlich gab es ordentlich Antibiotika. In diesen schrecklichen Wochen habe ich über zehn Kilogramm an Gewicht verloren, und ich würde gern in der Zeit zurückreisen und mich bei meinem ersten Supermarktbesuch nach der Krankheit selbst watschen, "endlich" wieder Cookies, Pringles und Pizza in den Händen. Ich kann mich außerdem daran erinnern, phasenweise stechende Schmerzen in der Herzgegend verspürt zu haben, während denen ich mich schlecht bewegen konnte: wahrscheinlich verursacht durch Gefäßverstopfungen mit Tierfetten.
Natürlich ist es keine wissenschaftliche Studie, wenn ich sage: Seit meiner veganen Ernährung hatte ich keine Erkältung mehr. Trotzdem ist es so, und deshalb lasse ich es mir nicht nehmen, diese geradezu stereotype Veganeraussage hier mit einzuschließen - auf die Gefahr hin, dass ich es damit verschreie und nächste Woche mit roter Nase im Bett liege.
Ich habe viele tolle und nette neue Leute allen Alters kennengelernt, und meine Startseite bei Facebook hat nun einen deutlich höheren Tierbilderanteil als früher, wobei sich süße, idyllische Fotos und Bilder von Tiermord und -quälerei etwa die Waage halten. Ja, auch das muss man heutzutage glaube ich beschreiben, wenn es um Veränderungen im eigenen Leben geht.
Durch meine manchmal "radikale" (radix = Wurzel (lat.)) Art bin ich auch schon mit einigen Freunden und Verwandten heftig angeeckt, und das kann zwischenmenschliche Beziehungen leider tatsächlich belasten.
Das schwerste an der veganen Ernährung ist eben weder die Finanzierung, noch der Eiweißhaushalt, noch Restaurantbesuche (ich gehe jetzt öfter essen als früher). Die nennenswerte Schwierigkeit an einem tierleidfreien Lebensstil ist, dass man sich täglich dafür rechtfertigen muss.
Das ist es wert.
Donnerstag, 5. Juli 2012
Rätselhafte Werbung für Orangensaft bei PENNY
Bei PENNY gibt es in meiner Gegend diese Woche seit Montag einen direkt gepressten Orangensaft.
Er wird seit Sonntag online beworben, was anfangs so aussah:
Ein Orangensaft für 125,47 Euro / Liter also. Kein besonders attraktives Angebot.
Ich war allerdings fast genau so verwundert darüber, dass der Saft als "vegetarisch" beworben wurde.
Ich habe mich wegen beiden Angelegenheiten an die REWE-Group gerichtet, woraufhin mir mitgeteilt wurde, die Preisgestaltung müsse wohl ein Fehler sein. Der Preis wurde korrigiert, was dann so aussah:
Der Saft wurde nach wie vor als vegetarisch beworben. Da ich wissen wollte, was genau damit gemeint war - höchstwahrscheinlich die (nicht vorhandene) Filtrierung - bekam ich die Antwort, dass Orangensaft nie geklärt würde und deshalb auch immer vegetarisch sei.
Ich wollte daraufhin natürlich wissen, weshalb man den Saft dann überhaupt mit dem Zusatz "vegetarisch" versieht, wenn denn sowieso jeder Orangensaft vegetarisch sei. Außerdem habe ich mir die Frage erlaubt, weshalb der Saft nicht mit "vegan" betitelt wurde, da der Einsatz von Gelatine zur Klärung von Flüssigkeiten von manchen Leuten als "vegetarisch" angesehen wird.
Außerdem bemerkte ich noch, dass z.B. bei der Firma Valensina keiner der normalen Säfte einwandfrei als vegan bekannt sei. Von Valensina findet sich deshalb auch nichts im Einkaufsguide von peta2.
Ich habe seitdem keine Antwort mehr erhalten - dafür wurde die Werbung aber erneut geändert:
Fazit: Am Telefon konnte man mir unter drei verschiedenen Rufnummern, auf die ich verwiesen wurde, überhaupt nichts zu diesem Thema sagen.
Per E-Mail habe ich die Antwort erhalten, Orangensaft sei ja ohnehin immer vegetarisch.
Auf die Frage, warum der Hinweis dann überhaupt nötig sei, kam nie eine Antwort, "vegetarisch" wurde gelöscht.
Sehr schade! Ich habe mich zuerst sehr gefreut, als ich dieses Produkt entdeckt habe (abgesehen von der Verwirrung mit dem Preis). Ich hatte gehofft, man würde mir antworten, dass es bei Säften oft Nachfragen von Kunden zur Klärung gäbe und man sich nun für eine kundenfreundliche Deklarierung entschieden hätte... Fehlanzeige. Die Kommunikation des Unternehmens war sehr dürftig.
Ich habe den Saft gestern im Laden angesehen, er ist voll mit Schwebstoffen / feinem Fruchtfleisch und sehr sicher nicht geklärt worden. Den Preis finde ich für direkt gepressten Saft sehr gut, also habe ich ihn gekauft. Lecker.
--------------------------------------------------------------
Update (06.07.2012):
Nun habe ich doch noch eine Antwort bekommen:
"Aufgrund Ihrer Anmerkungen bezüglich des Paradise Orangensaft haben wir uns mit unserem Fachbereich in Verbindung gesetzt. Der Fachbereich hat uns mitgeteilt, dass es sich bei der Auslobung im Internet um ein Versehen handelt. Auch die Supersonderpreisanzeige auf der Homepage war leider ein Fehldruck. Wir bitten dies zu entschuldigen."
Er wird seit Sonntag online beworben, was anfangs so aussah:
Ein Orangensaft für 125,47 Euro / Liter also. Kein besonders attraktives Angebot.
Ich war allerdings fast genau so verwundert darüber, dass der Saft als "vegetarisch" beworben wurde.
Ich habe mich wegen beiden Angelegenheiten an die REWE-Group gerichtet, woraufhin mir mitgeteilt wurde, die Preisgestaltung müsse wohl ein Fehler sein. Der Preis wurde korrigiert, was dann so aussah:
Der Saft wurde nach wie vor als vegetarisch beworben. Da ich wissen wollte, was genau damit gemeint war - höchstwahrscheinlich die (nicht vorhandene) Filtrierung - bekam ich die Antwort, dass Orangensaft nie geklärt würde und deshalb auch immer vegetarisch sei.
Ich wollte daraufhin natürlich wissen, weshalb man den Saft dann überhaupt mit dem Zusatz "vegetarisch" versieht, wenn denn sowieso jeder Orangensaft vegetarisch sei. Außerdem habe ich mir die Frage erlaubt, weshalb der Saft nicht mit "vegan" betitelt wurde, da der Einsatz von Gelatine zur Klärung von Flüssigkeiten von manchen Leuten als "vegetarisch" angesehen wird.
Außerdem bemerkte ich noch, dass z.B. bei der Firma Valensina keiner der normalen Säfte einwandfrei als vegan bekannt sei. Von Valensina findet sich deshalb auch nichts im Einkaufsguide von peta2.
Ich habe seitdem keine Antwort mehr erhalten - dafür wurde die Werbung aber erneut geändert:
Fazit: Am Telefon konnte man mir unter drei verschiedenen Rufnummern, auf die ich verwiesen wurde, überhaupt nichts zu diesem Thema sagen.
Per E-Mail habe ich die Antwort erhalten, Orangensaft sei ja ohnehin immer vegetarisch.
Auf die Frage, warum der Hinweis dann überhaupt nötig sei, kam nie eine Antwort, "vegetarisch" wurde gelöscht.
Sehr schade! Ich habe mich zuerst sehr gefreut, als ich dieses Produkt entdeckt habe (abgesehen von der Verwirrung mit dem Preis). Ich hatte gehofft, man würde mir antworten, dass es bei Säften oft Nachfragen von Kunden zur Klärung gäbe und man sich nun für eine kundenfreundliche Deklarierung entschieden hätte... Fehlanzeige. Die Kommunikation des Unternehmens war sehr dürftig.
Ich habe den Saft gestern im Laden angesehen, er ist voll mit Schwebstoffen / feinem Fruchtfleisch und sehr sicher nicht geklärt worden. Den Preis finde ich für direkt gepressten Saft sehr gut, also habe ich ihn gekauft. Lecker.
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Update (06.07.2012):
Nun habe ich doch noch eine Antwort bekommen:
"Aufgrund Ihrer Anmerkungen bezüglich des Paradise Orangensaft haben wir uns mit unserem Fachbereich in Verbindung gesetzt. Der Fachbereich hat uns mitgeteilt, dass es sich bei der Auslobung im Internet um ein Versehen handelt. Auch die Supersonderpreisanzeige auf der Homepage war leider ein Fehldruck. Wir bitten dies zu entschuldigen."
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