Mit Weihnachten und Silvester steht uns die Festzeit bevor.
Zeit, das Gerücht vom Tisch zu räumen, dass Champagner generell vegan sei.
Weine werden bekanntermaßen häufig mit Gelatine oder Hühnereiweiß geschönt, was jedoch noch nicht deklariert werden muss. Um zu erfahren, ob ein Wein vegetarisch bzw. vegan ist, muss man deshalb für gewöhnlich entweder nach Informationen im Internet suchen oder eine eigene bedacht formulierte Produktanfrage starten, Weinhändler sind mit der Frage so gut wie immer überfordert.
Erstaunlicherweise höre ich aber immer wieder von dem Gerücht, Champagner sei generell vegan. Zuletzt war das Ende September bei Claudi in ihrem "Vegan Starter Paket" so zu lesen.
Richtig ist: es gibt veganen Champagner. Gestern habe ich welchen getrunken und mich dabei mit einer Kennerin nochmal gründlich über das Thema unterhalten.
Für die Produktion von Champagner wird Wein zusammen mit Hefe in Flaschen gefüllt, die anschließend meist in einem Schüttelbrett lagern. Die Flaschen werden dann über einen langen Zeitraum immer senkrechter gestellt, bis die übrige Hefe sich im Flaschenhals sammelt. Anschließend kann der Flaschenhals schockgefroren werden, der entstandene Hefepfropfen wird entfernt.
Dieser Vorgang ist wohl der Grund dafür, dass manchmal behauptet wird, Champagner sei vegan. Immerhin handelt es sich bei der Hefeentfernung ja um einen Vorgang, mit dem wir alle einverstanden sein können.
Dabei wird völlig außer Acht gelassen, was anfänglich in die Flaschen gefüllt wurde: Wein. Und Wein ist nunmal nicht automatisch vegetarisch oder vegan.
Die Behandlung von Wein mit Tierprodukten kann übrigens nicht nur optische Gründe (Filtrierung der Schwebstoffe) haben, sondern auch geschmackliche: Eiweiß bindet harte, bittere Tannine, ein behandelter Wein kann anschließend lieblicher und gefälliger schmecken.
Bei Boizel, deren 2000er ich gestern trinken konnte, versichert man, dass der Wein für alle eigenen Champagner niemals mit Tierprodukten in Berührung kommt. Das Haus hat auch einen bezahlbareren Champagner im Angebot, hier eine Nahaufnahme des Etiketts:
Ein 2000er von Boizel ist für knapp 80 Euro zu haben, der Brut Rosé kostet etwa die Hälfte.
Von Duval-Leroy gibt es außerdem einen "vegetarian & vegan" Champagner, der auf der Homepage auch extra so aufgeführt wird. Neben diesem werden dort auch etliche andere Champagner gelistet, die nicht als "vegetarian & vegan" gekennzeichnet sind - spätestens an dieser Stelle sollte klar sein, dass veganer Champagner genau so gesucht werden muss wie veganer Wein.
Für Produktanfragen bei Wein und Champagner bietet sich immer die deutliche Frage an, ob das Haus generell auf den Einsatz von Tierprodukten im Wein verzichtet, oder dies nur meistens der Fall ist. Auch Winzer, die im Regelfall auf Gelatine und dergleichen verzichten, können diese nämlich gelegentlich einsetzen, wenn sie meinen, die Qualität der aktuellen Traubenernte erfordere dies. Wer einen Wein oder Champagner eines solchen Herstellers trinken möchte, muss dann also auf den Jahrgang achten.
Hallo Ruben,
AntwortenLöschenhast du denn bei Moet (wie gehen diese Pünkten auf der Tastatur?) mal angefragt?
Mich interessieren eigentlich nur Moet und Mumm.
Und was ich auch spannend finde:
wie sieht es mit Crement aus?
Wäre toll, wenn du das noch rausfindest.
Viele Grüße und Danke für die Recherche,
Claudi
Hi Claudi!
LöschenIch möchte ungern Aufträge für Produktanfragen annehmen.
Ich sehe darin für alle nur Nachteile, weil ich mir damit Arbeit aufhalse und Du auf Deine Antwort länger warten müsstest, als wenn Du die PA selbst machst, da die Antwort nicht gleich direkt bei Dir ankommt.
Liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende!
War vielleicht schlecht formuliert. Ich wollte wissen, ob du dort bereits angefragt hast.
AntwortenLöschenIch hatte es nämlich und habe als Antwort bekommen, dass Champagner generell vegan sei. Da die Auflagen für dessen Herstellung so streng seien. Und gezielt aus dem Hause Moët/veuve/... ist er laut PA vegan.
Deshalb verstehe ich auch deinen Angriff mir gegenüber nicht.
Denn das hatten wir bereits unter meinem Blogeintrag geklärt.
Mich hätte nun eben interessiert, ob es evtl neue Erkenntnisse gibt.
Die größte Seite für Veganchecks zu Alkoholika die ich kenne ist barnivore.
LöschenLaut einem aktuellen Eintrag dort ist Moet nicht vegan:
http://www.barnivore.com/products/5603-moet-champagne#
Leider wird nur erwähnt, dass bei einer Führung die Information gegeben wurde, dass nichts von Moet vegan sei. Eine genaue Erläuterung fehlt.
Die Firma gibt offiziell an, dass der Champagner "nur aus Trauben gemacht" sei und tierproduktfrei sei.
Die Ansicht, dass tierkörpergeklärte Flüssigkeiten tierproduktfrei sind, teilen aber leider viele (veganfeindliche) Hersteller.
Wenn Du mehr über die Mainstreamchampagnerhersteller Moet und Veuve herausfindest freue ich mich, wenn Du es hier (und auf barnivore) wieder postest.
LG!
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass viele Winzer die Frage erst mal gar nicht verstehen. die sagen dann zum Beispiel: "Ja, aber das wird doch wieder herausgefiltert und ist nicht mehr im fertigen Wein / Champagner". Dass es uns darum geht, dass Tierprodukte von Anfang an nicht verwendet werden, wird dann gern mit einem erstaunten "Ach so" quittiert.
AntwortenLöschenDas erklärt, wieso Hersteller ihren Champagner möglicherweise für vegan halten, auch wenn er es in unserem Sinne nicht ist.
Herzlich, Roserl
Hallo zusammen
AntwortenLöschenLeider ist es wirklich so, dass es oftmals schwer ist heraus zu finden, wie ein Wein oder Champagner hergestellt wurde.
Der biologische Weinversandhandel www.delinat.com hat eine Liste mit Weinen, welche nicht nur (wie alle Weine von Delinat) nach streng biologischen Richtlinien angebaut wurden, sondern auch gänzlich ohne tierische Erzeugnisse auskommen.
Diese Liste finden Sie hier: http://www.delinat.com/de/suche.html?srhList=vegane-weine
Also ich habe sogar in Frankreich von einer Veganerin, die sich besonders gut auskennt (Deborah von The Gentle Gormet Café) gehört, Champagner sei meistens vegan. Vielleicht sparen sich die Hersteller, den Wein zu klären wenn feststeht, dass er hinterher zu Champagner verarbeitet wird? Das ist echt eine blöde Sache, dass man sich nicht mal mehr auf PAs verlassen kann.
AntwortenLöschen80 Euro für einen Champagner? Wärs nicht sinnvoller das Geld in Tierrechtsarbeit zu investieren? Free Animal e.V. zum Beispiel?
AntwortenLöschenNe Pulle Bier tut´s Sylvester auch ;-)
Das kann jeder gern für sicht entscheiden.
LöschenIch habe auch niemanden dazu aufgerufen, mehr Champagner zu kaufen, sondern habe für solche VeganerInnen, die es in Betracht ziehen, Informationen gesammelt.
Die Frage, ob nicht alles Geld, das man für lebensunnötige Produkte ausgibt, besser in Tierrechtsarbeit investiert wäre, wirkt auf mich sehr betrübend.
Ich möchte mir gern soviel Mühe wie möglich geben, tierleidfrei zu leben und zu konsumieren, ich leiste selbst Tierrechtsarbeit und unterstütze sie auch wo es geht, aber den eigenen Lebensstil so weit beschneiden, dass ich mir selbst vegane hochpreisige Produkte nicht mehr gönnen würde, das wäre für mich der falsche Weg.
Ist trotdem sehr wahrscheinlich, dass ich an Silvester auch einfach ein Bier trinke.
Finde aber cool, wenn Du zu Neujahr einen höheren zweistelligen Betrag an Free Animal e.V. spendest.
Ich bevorzuge ja den Champagne Veuve Clicquot Brut. Als ich aufgehört habe zu rauchen, habe ich mir davon nach den ersten 6 Monaten eine Flasche gegönnt als Belohnung :-) Sehr, sehr lecker!
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