Neulich habe ich mich bei einem veganen Stammtisch mit jemandem unterhalten, der bereits in den Achtzigerjahren angefangen hatte, auf Tiere und Tierprodukte zu verzichten. Neben Geschichten über den damaligen Geschmack von Sojamilch habe ich mich besonders über eine Anekdote amüsiert, die er von einer vergangenen Betriebsfeier zu berichten hatte: In einem italienischen Restaurant wurden dem Veganer Thunfischsalat und Fisch serviert. Nachdem man daran verzweifelte, dass der Mann auch keine Sahnesauce auf seinen Nudeln wünsche, wurden meinem Bekannten damals eine Paprika am Stück und ein kompletter, unzubereiteter Blumenkohl auf einem Teller serviert. Selbstredend, dass bei diesem merkwürdigen kulinarischen Schauspiel niemand am Tisch mehr seine Unterhaltung fortsetzen konnte und alle ungläubig in Richtung Bluhmenkohl starrten.
Nun gibt es immer mehr Veganer, und in meiner Arbeit bin ich als "Veganove" bekannt.
Trotzdem hielt ich es für sinnvoll, vor unserer gestrigen Betriebsfeier noch einmal Bescheid zu geben, dass ich am Essen nur teilnehmen könne, wenn es auch etwas veganes gäbe. Was genau, war mir egal. Mir wurde versichert, dass man daran schon gedacht habe, und ich mir keine Sorgen machen müsste; ich solle auf jeden Fall schon vor dem Bowlingspielen zum Essen erscheinen (und dafür einen anderen Termin mit meinen Mitbewohnern absagen).
Dass ich das tat, war ein Fehler.
Es gab Vorspeisenteller mit Brotstücken, die in reichlich Schinken und Speck eingehüllt waren, dazu an den Seiten auch ein paar grüne Blätter und hier und da ein mit tierischen Saucen übergossener Maiskolben. Die Vorspeise fiel für mich aus. Anschließend gab es "Caesars Salad" wahlweise mit oder ohne einem Teil Huhn versehen, sowie Linguine mit rahmiger Fleischsauce. Ich bekam einen der Salate ohne Huhn gereicht, übergossen mit Joghurtdressing, garniert mit Parmesanraspeln. Dass Menschen, die sich hauptberuflich mit Essen beschäftigen, sich so schlecht mit Ernährung auskennen, hatte in diesem Moment so einen spaßigen Unterhaltungswert für mich, dass ich mich garnicht richtig beschweren konnte. Meinem Lachen war aber wohl zu entnehmen, dass es sich bei Joghurt und Käse auch um Tierprodukte handeln muss; deshalb wurde ich gefragt, ob ich einen Salat mit Essig und Öl haben möchte. Ich sagte ja, und bekam zwei Minuten später ein Schälchen mit grünen Salatblättern aus der Küche gebracht, dazu zwei ganze und eine halbe Partytomate. Weder Essig, Öl, noch sonst etwas befand sich in oder auf meinem Salat - und es war kein Restaurant, in dem diese Dinge am Tisch stehen. Zu meinen trockenen Salatblättern bekam ich eine kleine Portion Spaghetti mit Tomatensauce. Als Nachspeise wurden eine große Schüssel mit Schokoladenkugeln auf Eis sowie Apfelstrudelstreifen mit Vanilleeis serviert. Für mich gab es zur Nachspeise noch ein Bier.
"Veganove" ist klasse, hab` ich Dir hiermit geklaut und werde es demnächst irgendwo (vielleicht in mein world-of-pd-Profil?) einbauen ...
AntwortenLöschenVerlinkt in http://world-of-pd.blogspot.com/2012/03/veganoven-pd.html :-)
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