Donnerstag, 22. März 2012

Zum ersten Mal ein bisschen Aktivist

Am vergangenen Samstag habe ich mich zum ersten Mal nicht nur mit Freunden, Bekannten und Familie, sondern auch mit vielen fremden Menschen in der Stadt über vegane Ernährung und eine vegane Lebensweise unterhalten. Bei strahlendem Sonnenschein waren am Marienplatz im Stadtzentrum Münchens Stände aufgebaut, an denen Kochshows veranstaltet, vegane Kuchen verköstigt und viel diskutiert wurde.
Etwa fünf Stunden lang kamen interessierte, neugierige, hungrige, grantige und dankbare Menschen zu mir an einen Stand, an dem ich ein sehr freundliches zusammengewürfeltes Team unterstützen konnte. Konkret hieß das: Flanierende Einkäufer und andere Passanten, die sich dem Stand mit Interesse nähern, freundlich begrüßen und mit Informationsblättern, Rezeptheften und veganen Leckereien versorgen und viel diskutieren. Dabei kamen interessante Gespräche zustande - natürlich auch mit ein paar aberwitzigen Kommentaren, die mich vor Ort aber kalt gelassen haben. Ich hatte im Vorfeld zum Glück mit mehr Ablehnung gerechnet.
Ein älterer Herr fing sein Gespräch mit mir sehr freundlich an und erzählte mir, wie wichtig er es fände, dass junge Menschen auf die Straße gehen und etwas kommunizieren, das ihnen am Herzen liegt. Vor allem das Thema Ernährung sei ja sehr wichtig. Wenige Minuten später gab er mir dann aber zu bedenken, ich könne ja garnicht wissen, ob Tiere leiden. Immerhin antworteten sie auf entsprechende Fragen nicht. Auf Argumente wie minutenlanges Sterben unter Geschrei bekam ich die Antwort, dass es einige Menschen mit masochistischer Veranlagung gäbe. Man könne nicht wissen, ob vielleicht auch alle Tiere eine solche Veranlagung hätten.
Auf der anderen Seite kam auch ein 13-jähriger vegetarischer Junge aus Kempten an unseren Stand, der sich sehr herzlich für die Aufklärung der Öffentlichkeit bedankte. Der Junge spielt mit dem Gedanken, sich vegan zu ernähren, stößt bei seiner Familie und vor allem seiner Mutter aber auf Unverständnis und Angst. Bei unserem Gespräch wirkte der Junge sehr nachdenklich darüber, dass seine Mutter sich Sorgen mache, er könnte ohne Kuhmilch krank werden. Ihm ist klar, dass seine Mutter es gut mit ihm meint; allerdings fühlt er sich besser informiert. Auf dem Weg von Kempten nach München kommt der 13-jährige wohl regelmäßig an einem großen Schlachthaus vorbei. Er hat mir davon erzählt, wie machtlos er sich diesem Gebäude gegenüber fühlt und in was für eine Stimmung es ihn versetzt, daran vorbeizufahren. Auch wenn wir im Endeffekt ein eher trauriges Gespräch hatten, hat mir gerade das viel Hoffnung gemacht. Leider hat er scheinbar niemanden in seinem Freundeskreis, der seine Empathie für Tiere teilt. Ich hoffe sehr, dass sich das ändern wird.

An einem öffentlichen Platz mit vielen Personen reden zu können, die von sich aus das Gespräch suchen, war eine tolle Erfahrung. Ich habe dabei auch wieder einige nette Leute aus dem veganen Engagement kennenlernen können. Nächstes Mal werde ich im Anschluss aber nicht mehr in die Arbeit fahren - man merkt erst ein bisschen später, wie anstrengend das viele Stehen und Reden doch ist.

2 Kommentare:

  1. Masochistische Tiere? Sag mal gehts noch? Hoffe, das hat der nicht ernst gemeint!

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  2. Natürlich kann er das ernst gemeint haben! Warum denn nicht? Es gibt masochistische Tiere!

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